visual art by [dietrich ebersbach]
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29 August 2020
Erfahrungen mit Collagen
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland im Juni musste alles Künstlerische zurückstehen. Das im Gegensatz zu Afrika beeindruckend schnelle Internet in München verführte mich zu vielen virtuellen Ausflügen. Meine Kreativität kam allerdings zu kurz. Ich habe mich wieder erinnert an gemeinsame Collagearbeiten in unserer BSW-Gruppe – das war für mich ein leichter neuer Einstieg in die Welt der Imagination.
Vorgehensweise
1. Ich bemale in freier Art ein relativ dünnes Blatt etwa der Größe A3 zufällig mit den Farben Orange, Gelb, Grün und Blau.
2. Um eine Harmonie der Farben entsprechend des Farbkreises herzustellen, wähle ich bewusst als Komplementärfarbe Lila. Diese wird dann die Grundfarbe meines Blattes sein, auf dem ich die Collagenteile aufkleben werde.
3. Das kleine Collagenpapier im Format 21 x 15 cm (z.B. festes Papier 200 g/m2) bemale ich mit einer freien Form in Lila, der Kontrastfarbe zum Farbenblatt, aus dem ich anschließend etwas ausschneiden werde..
4. Danach beginne ich, aus dem bemalten Papier eine freie Form auszuschneiden und dieses Teil in einem ersten Schritt so auf das Collagenblatt zu kleben, dass das dabei entstehende neue Bild sich in einer Art Gleichgewicht befindet.
5. Ich schneide ein weiteres, beliebig geformtes Teil ausmeinem Farbenblatt aus und klebe es in einem zweiten Schritt so auf das Collagenblatt, dass auch jetzt das Bild sich im Gleichgewicht befindet, das heißt, das Bild sollte in jedem Stadium der Arbeit als quasi „fertig“ angesehen werden.
6. So arbeite ich weiter, in einer Art Meditation – die einzelnen Teile werden nacheinander aus meinem „Bauchgefühl“ heraus positioniert und einzeln fixiert. Das braucht etwas Zeit und Geduld, bis man seine innere Stimme deutlich hört. Hier sieht man z.B. den vierten Schritt.
7. Es ist immer jeweils nur ein Teil auszuschneiden und aufzukleben und dabei darauf zu achten, dass alle Bildteile im Gleichgewicht zueinander stehen. Darauf sollte immer geachtet werden. Ich kann das nicht oft genug wiederholen. Hier sieht man z.B. den zehnten Schritt.
8. Eine gute Hilfe dabei ist das Herstellen von Kontrasten im sich verändernden Bild (z.B. groß oder klein, hell oder dunkel, Komplementärfarben, gerade oder krumm, Wiederholung oder Einzelteil, bunt oder unbunt) und das Herstellen eines Gleichgewichtes zwischen diesen Kontrasten.
9. Symbolhaltige Formen wie Kreis, Quadrat, gleichseitiges Dreieck, Stern, Mond sollten möglichst nicht verwendet werden. Solche Formen dominieren zu stark und können nur schwer ausgeglichen werden.
10. Das Aufkleben der ausgeschnittenen Teile kann zu einem abstrakten Bild führen oder allmählich etwas Konkretes ergeben. Das kann nicht vorhergesagt werden, hängt natürlich auch ab, wie die Teile ausgeschnitten werden – den Rundungen der vorhandenen Farbflächen des bemalten Papiers nach wie beim vorliegenden Beispiel oder etwas eigenwilliger mit eckigen Formen. Das hängt ganz von den jeweiligen Absichten und Eingebungen ab. Hier sieht man z.B. den zwanzigsten Schritt.
11. Im vorliegenden Beispiel scheint mir nach 25 Schritten des Aufklebens von ausgeschnittenen Teilen mein Bild „fertig“ zu sein. Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden, etwa, dass die verwendeten Farben insgesamt zu blass geraten sind oder dass ich den Flächenkontrast „klein“ zu „groß“ zu wenig angewendet habe. Aber zu kritisieren wird es immer etwas geben. So sieht dann mein Endergebnis aus.
Variationen
Anstelle von extra bemaltem Papier kann als Ausgangsmaterial alles Mögliche verwendet werden, z.B. alte Bilder und Zeichnungen, farbige Papiere, Zeitschriften, Stoffreste. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Eine solche Tätigkeit kann man gut an einem verregneten Sommertag durchführen, ohne viel
Aufwand, mit etwas Papier, beliebigen Farben, Papierkleber und einer Schere. Einfacher geht es nicht. Ich erinnere mich an meine Jugend, in der ich gerne irgendetwas ausgeschnitten und zusammengeklebt habe. Und heute kann dabei sogar etwas herauskommen, was irgendwie an „Kunst“ erinnert ...
Wieder in der Abgussgalerie München

Aufwärmübungen, um den Respekt vor dem weißen Gips zu verlieren ...
11 Juli 2020
09 Juni 2020
Erfahrungen mit Malen auf kleinem Format / Experiences with painting on small format / Expériences de la peinture sur petit format

Bild 2

Dieses Bild zeigt zwei Probleme auf, mit denen ich immer zu tun habe:
- Durch das Verwenden von Deckweiß besteht die Gefahr, dass viele Farbflächen milchig aussehen.
- Durch mehrere unterschiedlich geformte und gefärbte Einzelflächen/Einzelgestalten besteht die Gefahr der Konkurrenz der Kontraste, d.h. das Bild bleibt unruhig, und es stellt sich kein bestimmendes Moment ein, an dem sich alles letztlich orientiert. Auf Bild 1 ist das bestimmende Moment die weiße Einzelgestalt in roter Umgebung. Eine Lösung für Bild 2 wäre es unter Umständen, bestimmte unruhige Konkurrenzbereiche, auf die verzichtet werden könnte, mit einer ruhigen Farbfläche oder mit deutlichen Mustern abzudecken und so den Blick des Betrachters auf das Wesentliche zu lenken.

- Hell-Dunkel-Kontrast (ist am wichtigsten, 5 Helligkeitsstufen sind ausreichend).
- Flächen-/Mengen-Kontrast: Wo sind die größten Flächen?
- Größten Kontrast herstellen (keine Konkurrenz von Kontrasten!).
- Nicht das Hauptmotiv mit zu vielen Nebenmotiven stören.
- Zusammenfassen der Bereiche gleicher Helligkeit (Haupttonwerte, "Pläne", Ordnung ins Bild bringen durch Ziehen von Grenzlinien) (führt zur Perspektive).
- Herausarbeiten von Teilflächen eines Objektes, Rest nur skizzieren – das erhöht die Spannung.
- Formen evtl. groß ins Bild setzen, z.T. anschneiden, d.h. bewusst einen Ausschnitt planen.
- Geometrische Figuren in Kontrast zu organischen Figuren setzen.
- Ich folge beim Malen bewusst abwechselnd dem Intellekt (z.B. Farbkontrast, Flächenkontrast) und der Intuition (Themenwahl, Auswahlmöglichkeiten) (1) – das braucht viel Zeit und Geduld. Das Bild bleibt manchmal länger unbearbeitet auf dem Tisch liegen und ist der stumme Begleiter meines Tages.
- Seelischer Vorteil des Malens: Mein Bewusstsein ankert an den Tagen des Malens quasi beim Fortschritt meiner Arbeit. Das heißt, andere, möglicherweise belastende und negative Gedanken haben weniger Möglichkeiten, sich bei mir bemerkbar zu machen.
- Abschluss: Dass mein Bild fertig ist, merke ich meistens nicht sofort, sondern erst dann, wenn ich lange zögere, etwas Neues zum Bild hinzuzufügen – so lange, bis ich sehe, jetzt würde meine Arbeit „zerstört“ werden, wenn noch etwas hinzugefügt würde. Dieser Eindruck kann sich später – nach Wochen oder Monaten – ändern. Wenn das der Fall sein sollte, sollte man sich, falls Lust dazu besteht, an eine Überarbeitung machen.
08 Juni 2020
Erfahrungen mit Hinterglasmalerei / Experiences with painting behind glass / Expériences de la peinture sur verso du verre
Das hat mich angeregt, etwas Ähnliches zu versuchen. Der Lack, mit dem ich die Wände bemalt habe, müsste auch hier gut zu verwenden sein. Glas kam für Burkina Faso nicht infrage – zu zerbrechlich im Koffer. Plastikglas ist zu teuer. Aber ich habe viele Bürofolien. Damit müsste sich etwas anfangen lassen.
Teil 1: Erste Erfahrungen
Der Einfachheit halber arbeite ich erst einmal mit dem Auftrag von ungemischten Farben (dazu Weiß und Grau). Die bunten Farben stoßen natürlich „ungemütlich“ aneinander. Bald stelle ich fest, dass ich die Folie wie beim sonstigen Malen auf einer Unterlage festkleben sollte, da sie sich beim Bemalen sofort wellt. Lack ist gesundheitsschädlich, also sollte ich ihn nur draußen auf der Terrasse verarbeiten. Mit Hilfe eines kleinen Holzstocks ist schnell etwas auf die Folie gekleckst. (Der Pinsel kann erst einmal warten.) Der Lack fließt und tut nicht immer das, was er soll. Das kann schöne Zufallsprodukte ergeben oder eine große Sauerei. Ich verfolge zuerst kein System beim Auftrag der verschiedenen Schichten, stelle bald fest, dass die erste Schicht, z.B. Farbpunkte, die erste, unveränderliche Bildebene darstellen wird. Darüber wird die nächste Farbschicht gegeben, die dann den Hintergrund der Farbpunkte darstellen wird. So taste ich mich langsam an die Besonderheit der Hinterglasmalerei heran, ohne vorher etwas darüber gelesen zu haben. Nach dem Trocknen wird die bemalte Folie umgedreht und auf ein weißes (oder farbiges) Blatt Papier gelegt. Fertig. Die Farben sind allerdings nicht transparent, leuchten nur stärker, da die Folie/das Glas das Tiefenlicht verstärkt. Das Malen mit transparenten Farben ist ein eigenes Kapitel, ein Gebiet der Glaskunst.
A |
B |
C |
Kleiner Exkurs: Meine Arbeiten sind auch das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit der Bildgestaltung. Es ist von Vorteil für das entstehende Bild, sich mit den Gesetzmäßigkeiten für eine ausgewogene Bildgestalt auseinanderzusetzen, besonders hinsichtlich der Kontraste. Bei den drei Beispielen A, B und C meiner ersten „Hinterglasmalereien“ ist das gut zu erkennen.
Im Beispiel A gibt es hinsichtlich des Farbkontrastes viele kleine Flächen (kleine Klekse, eine Art Grundmuster), die sich in ihrem Volumen nicht stark voneinander unterscheiden. Diesem Grundmuster sind einzelne „Gestalten“ überlagert. Durch diese Art von Kontrast ist ein spannendes Bild entstanden.
Im Beispiel B wird dieser Prozess der Bildgestaltung erweitert. Einzelne „Gestalten“ vergrößern ihre roten, grünen, gelben, braunen Flächen und dominieren fast das kleinräumige, blau-graue Grundmuster. Das Flächenverhältnis zwischen beiden Bereichen ist etwa ausgewogen.
Zum Farbkontrast: Jede Farbfläche hat in Bezug auf andere Farben eine optimale Größe, wenn sie sich mit der Nachbarfarbe im Gleichgewicht befinden soll. Im Beispiel B fallen die roten Flächen aus dieser Balance – Rot braucht eigentlich nur eine vergleichsweise geringe Flächengröße, um zu wirken. Allerdings ist hier das Rot etwas dunkel, verträgt deshalb größere Flächen im Kontrast zu den übrigen Farben.
Im Beispiel C dominieren nur noch die großen Flächen, die jetzt ihrerseits ein grobes Grundmuster bilden, ohne deutlich dominierende „Einzelgestalten“ aufzuweisen (diese haben sich verkleinert). Hinsichtlich der Kontraste findet ein Ausgleich statt – nichts dominiert. Damit wirkt das Bild tendenziell langweilig, da kein bestimmendes Objekt ins Auge fällt.
Zu Regeln in der Kunst: Die Gesetzmäßigkeit einer ausgewogenen Bildgestaltung ist bei abstrakten Bildern leichter zu erkennen als bei gegenständlichen Bildern. Wie bei allen sogenannten „Regeln“ in der Kunst gilt auch hier: Das bewusste Verletzen dieser „Regeln“, sozusagen die Abweichung von der Norm, kann zu einer besseren Bildaussage führen. Das hängt aber von den individuellen Fähigkeiten des Künstlers ab, deren Anwendung sich kaum gesetzmäßig beschreiben lässt.
Paul Klee erläutert in seiner „Bildnerischen Formen- lehre“ (1921/22): Es gibt auf einem Bild z.B. ein Grundmuster aus Wiederholungen, sogenannte Muster, eine Art Grundrauschen. Dieses wird überlagert von individuellen „Einzelgestalten“, die dann das Bild je nach Größe und Art dominieren können. Dieser Kontrast zwischen Muster und Einzelgestalt kann vielfältig variiert werden.
Gerhard Richter hat 2008 eine Serie von kleinen, beeindruckenden Bildern „Lack hinter Glas“ angefertigt, auf denen er viele Farb- kombinationen variiert hat und der Lack sichtbar Fließspuren hinterlassen hat. Ich habe sie einmal im Original in der Fondation Beyeler in Basel gesehen. (https://www.gerhard- richter.com/de/art/paintings/abstracts/works-behind-glass-94) Einzelne Bilder kann man sich schön anschauen auf der Webseite https://www.gerhard-richter.com/de/art/microsites/sinbad
Teil 2: Das Wesen der Hinterglasmalerei erkennen
Mir wird bewusst, dass sich die Hinterglasmalerei nicht nur im „Ausschütten von Lack“ erschöpft. Durch die Umkehr der normalen Arbeitsschritte bestehen ganz neue Anforderungen. Beim Malen mit deckenden Farben auf Papier oder Leinwand beginne ich gerne mit dem Auftrag einer farbigen Grundierung, die Teile des späteren Hintergrundes bilden wird. Anschließend werden Schicht für Schicht die Farbflächen aufgetragen, die die vorhergehende Schichten zum Teil überdecken. Bei diesem Malprozess entwickeln sich die Farbebenen quasi von hinten nach vorne und ich habe jederzeit das Endergebnis im Blick, d.h. ich erkenne sofort, wann ich fertig bin.
Beim Malen auf Glas ist das nicht der Fall. Beim Auftragen jeder Farbschicht wandere ich andersherum durch die Farbebenen, quasi von vorne nach hinten. Das, was ich später auf der Oberseite sehe, muss sofort in einem ersten Schritt angelegt werden – beim normalen Malprozess stellt das meistens den Abschluss der Arbeit dar. Ich muss meinen Malprozess bei der Hinterglasmalerei also völlig umstellen. Zur Kontrolle des Arbeitsergebnisses kann ich mir die Glasseite anschauen, kann aber immer nur an den jeweils noch freien Flächen den Hintergrund gestalten. Beim Malen gegenständlicher Motive muss ich mir von Anfang an klar sein, wie das Endergebnis aussehen soll. Ich habe weniger Freiheiten, mich von Zufälligkeiten leiten zu lassen. Diese bleiben abstrakten Motiven vorbehalten, wie ich es im ersten Teil beschrieben habe.
Bei der Hinterglasmalerei muss mir also bewusst sein, dass ich bei jedem Arbeitsschritt eindeutige Schichtebenen erzeuge, die nicht mehr zugedeckt und verändert werden können. Es können natürlich alle möglichen Malmittel verwendet werden. Bei bestimmten Farben besteht die Gefahr, dass die neue Farbschicht beim Auftrag die vorhergehende anlöst und verändert – das kann bei Lack und bei Ölfarben der Fall sein.
Das Besondere bei den Bildern der Hinterglasmalerei sieht man in der deutlichen Wirkung des Tiefenlichtes. In der Malerei spricht man von „Tiefenlicht“, wenn das Licht durch Farbschichten auf die helle Grundierung trifft und von dort zurückscheint. Durch Lasuren, Firnisse und Glas wird das Tiefenlicht verstärkt.
Fazit 2: Die Beschäftigung mit einem unscheinbaren, abseitigen Thema wie der Hinterglasmalerei hat mir neue Aspekte der Malerei eröffnet, da z.B. eine andere Reihenfolge der Arbeitsschritte beim Malen mein gewohntes Arbeiten durcheinanderbringt und etwas bei mir in Bewegung bringt. Die Bedeutung einer solchen Änderung bzw. „Störung“ sollte nicht unterschätzt werden.
04 Juni 2020
Erfahrungen mit Wandmalerei / Experiences with wall painting / Expériences en peinture murale
Unser Hof in Bobo-Dioulasso/Burkina Faso ist umgeben von einer hohen Betonsteinmauer, zur Straße hin von einer Hecke geschmückt. Ich habe zuerst selbst, dann mit Hilfe eines Maurers große rechteckige, glatte Betonflächen geschaffen. Wie sollte ich jetzt darauf Wandbilder malen?
Die normalen Farben für Außen- und Innenwände kamen nicht in Frage, da sie auf die Dauer nicht dem tropischen Regen Stand halten würden. Im Laden für Malerbedarf fand ich Autolackfarben, mit denen auch unsere Türen und Fenster gestrichen wurden. Daraus mischte ich mir mit einer Art Terpentin in vielen Plastikdosen meine benötigten Farben.
Farben: Ich habe keine schwarze Farbe verwendet, sondern die Farbmischungen möglichst mit Komplementärtönen abgedunkelt. Verführerisch war die Verwendung von Weiß. Ich merkte schnell, dass die Farben damit milchig blass wurden. Die jeweiligen Mischungen habe ich mit Ziffern gekennzeichnet und auf einem Blatt Papier notiert. Beim nächsten Mal werde ich dabei auch die Art und Menge der Mischungen festhalten, um die jeweilige Farbe bei späteren Korrekturen wieder herstellen zu können. Eine besonderes Problem waren die hohen Außentemperaturen bis 38 Grad im Februar/März, sodass die gemischten Farben in den Kunststoffdosen trotz Deckel bald eintrockneten.
Grundierung: Wichtig erwies sich ein homogener, rissfreier, nicht zu glatter Untergrund. D.h. die Betonfläche sollte von einem Maurer hergestellt werden. Meine eigenen Arbeiten hierzu erwiesen sich als ungeeignet, sodass sie bei einem früheren Wandbild bald Risse und Abplatzungen bekamen. Als Grundierung dienten mehrere Schichten weißer Lackfarbe. Hiermit kann mannatürlich spielen und durch verschiedenfarbige Untergründe dem späteren Bild bereits eine gute Richtung geben.
Bildthema: In diesem Jahr sollten meine Wandbilder gegenständlich sein, möglichst Landschaftsmotive zeigen, um damit den tropischen Garten, der das Haus umgibt, zu ergänzen. Ich fand Fotos aus Neuseeland, deren Ruhe mich ansprachen. Die Auswahl einer guten Vorlage ist oft die Hälfte eines gelungenen, späteren Bildes, denn durch die Auswahl beginnt bereits der individuelle, künstlerische Prozess.
Übertragung der Bildvorlage auf die Wandfläche: Das ausgewählte Foto im jpg- Format wurde auf dem Computer mit einem Fotobearbeitungsprogramm (z.B. Photoshop) so gefiltert, dass es auf wenige Tonstufen (z.B. 6) reduziert wurde. Anschließend wurde dieses Foto in eine pdf-Datei umgewandelt und mit einem groben Raster schwarzer Linien überzogen, damit es auf die Wandfläche übertragen werden kann. Die Umrechnung der Größe der pdf-Fläche auf die Wandfläche ergab bei mir einen Liniennetzabstand von z.B. 43 cm. Anhand dieses Liniennetzes auf dem ausgedruckten pdf-Blatt konnten die Grenzlinien der Farbflächen der Vorlage leicht auf die Wand übertragen werden. Dieses Übertragungsverfahren ist
seit Jahrhunderten in der Malerei üblich, ist nichts Neues. Die Größe der Wandfläche verlangt nur etwas mehr Arbeit als bei kleineren Bildformaten. Das ist alles. Für die Übertragung auf die Wand verwandte ich Wachsmalfarben. Dabei sollte man allerdings nicht zu dunkle Farbstifte verwenden, da beim späteren Auftragen der Lackfarben die Farben der Wachsmalstifte aufgelöst werden und die jeweilige Farbe verändern können, so dass dort mehrmals überstrichen werden muss. Anfangs hatte ich einen dicken Graphikstift verwendet. Dieser verschmutzte die später aufgetragenen, hellen Farben.
Malprozess: Das Gute an dieser Vorgehensweise mit Malen nach Vorlage ist, dass man sich lange Zeit auf das handwerkliche Vorgehen konzentrieren kann, ohne zu große Anforderungen an die eigene künstlerische Individualität stellen zu müssen. Es geht also erst einmal um ein „Malen nach Zahlen“. Das klingt etwas einfältig, hat aber den großen Vorteil, dass man damit relativ schnell etwas auf die Bildfläche bekommt. Und dabei lernt man gut, dass es beim Malen um das Aufbringen von großen und kleinen Flächen geht, also nicht um Linien, sondern immer um Flächen, auch bei langgezogenen, linienartigen Flächen. Und jede Fläche stößt an eine andere und kommuniziert mit Größe, Helligkeit und Farbe mit den benachbarten Flächen. Es geht also nicht um ein „freies Malen“ mit „wilden Linien“, sondern ich werde durch die Arbeit mit der Vorlage erst einmal quasi diszipliniert.

Ich begann das Malen oben mit den großen Flächen und arbeitete mich langsam nach unten vor, zuerst mit den hellen Farben. Erst später kamen die dunkleren Farben und die kleineren Flächen dran. Jeder Quadratzentimeter der Wandfläche wurde in der selben Qualität bearbeitet. Das dauerte bei zwei großen Wandflächen von jeweils 1,75 x 2 m etwa 10 Tage.
Fazit: Im Ergebnis bekam ich eine Übertragung meiner Fotovorlage, die ohne besonderen künstlerischen Anspruch war. In einer zweiten Stufe hätte ich mit einer individuellen Überarbeitung des Bildes beginnen können. Das unterblieb bisher. So hat unser Hof erst einmal eine Art Wandschmuck mit Ausblick in eine andere Welt, der zeigt, dass auch ein rein handwerkliches „Malen nach Zahlen“ ansprechende Ergebnisse bringen kann.